cilt.84, ss.16, 2024 (Hakemsiz Dergi)
Das moderne Leben hat viele Annehmlichkeiten
mit sich gebracht – aber auch mehr als
350 000 neue Chemikalien. Diese Stoffe sind in
vielen Produkten enthalten, die täglich genutzt
werden, wie Reinigungsmittel, Kosmetika und
Lebensmittel. Häufig kommen sie zum Einsatz,
ohne dass man sich Gedanken über ihre möglichen
Auswirkungen auf die Gesundheit
macht. Die Haut und Organe des Menschen
sind von Epithelien, also speziellen Zellschichten,
bedeckt, die wie ein Schutzschild funktionieren.
Sie verhindern, dass schädliche Stoffe
oder Krankheitserreger in den menschlichen
Körper eindringen. Die «Theorie der Epithelbarriere
», die von Prof. Cezmi Akdis, Direktor
des Schweizerischen Instituts für Allergie- und
Asthmaforschung (SIAF), entwickelt wurde,
zeigt auf, dass eine Kombination aus genetischen
Faktoren und schädlichen Umweltbelastungen
Entzündungsreaktionen massgeblich
begünstigt.
Die Rolle von Haustieren, besonders von Hunden
und Katzen, hat sich ebenfalls stark verändert.
Sie sind heute mehr als nur Begleiter
– sie sind Familienmitglieder. Sie teilen den
Alltag mit ihren Besitzern: Sie atmen die gleiche
Luft, liegen auf gereinigten Böden, werden
mit Shampoos gewaschen, fressen aus Plastikschalen
und kauen auf Spielzeug aus Kunststoff.
Dadurch sind sie den gleichen Umweltbelastungen
ausgesetzt und kommen
mindestens genauso häufig in Kontakt mit
Schadstoffen aus Reinigungsmitteln, Mikroplastik
und Abgasen.
Chemische Zusätze in Lebensmitteln
und Tierfutter
Besonders kritisch sollte die Tiernahrung betrachtet
werden. Immer mehr Tiere bekommen
ausschliesslich abgepacktes Futter, das lange
haltbar ist. Während sich die Besitzer freuen,
dass ihre Lieblinge dieses Futter mit grossem
Appetit verzehren, sollten die Zutaten genauer
unter die Lupe genommen werden. Studien am
Menschen haben bereits belegt, dass chemische
Zusätze, die für die Erreichung der langen
Haltbarkeit sorgen, die Magen-Darm-Zellen erheblich
schädigen können. Auch der Geschmack
des Futters kommt nicht von ungefähr:
Oft sind Geschmacksverstärker im Spiel,
für die es in der Heimtierfutterindustrie oft
weniger strenge Vorschriften gibt als für
menschliche Lebensmittel. In vielen Ländern
dürfen Substanzen in Tiernahrung verwendet
werden, die für den Menschen streng reguliert
oder sogar verboten sind.
Es ist naheliegend, dass der moderne Lebensstil
nicht nur die Gesundheit der Menschen,
sondern auch die ihrer Haustiere negativ beeinflusst.
Die «Theorie der Epithelbarriere»
lässt sich genauso gut auf Haustiere anwenden
wie auf Menschen. Der Anstieg von Krankheiten
wie Allergien, Unverträglichkeiten und
Autoimmunerkrankungen macht vor den Vierbeinern
nicht Halt. Deshalb ist es wichtig, dass
auch die Haustiere in die Bewertung von Umweltrisiken
einbezogen werden. So dienen
auch Tierkrankheiten als Modelle für viele
menschliche Krankheiten. In diesem Zusammenhang
ist es möglich, gemeinsame Punkte
in der Pathogenese zahlreicher Tier- und Menschenkrankheiten
zu identifizieren. Die internationale
Epithelbarriere Forschungsgruppe
am SIAF hat gerade einen Artikel in der führenden
Fachzeitschrift des Fachgebiets «Allergy»
über die Auswirkungen von Änderungen des
Lebensstils bei Haustieren im Rahmen der
oben genannten Konzepte veröffentlicht.